Bitte sag mir, ob bei mir was nicht stimmt!

Über den Umgang mit psychischen Störungen in unserer Gesellschaft

Während wir bei Psaichology mit Hochdruck an der Weiterentwicklung unseres TTGR Tools (Test, Talk, Grow, Repeat) arbeiten, flatterte uns heute ein Artikel aus der aktuellen Ausgabe des Stern (42 vom 10.10.2024) auf den Tisch. Hui, dachten wir, da sind wir offensichtlich gerade auf dem exakt richtigen Weg. 

Der Artikel greift wichtige Themen auf, die uns auch bei der Entwicklung unserer Plattform antreiben: die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit, Selbstreflexion, Enttabuisierung psychischer Störungen, der Umgang mit Diagnosen und die Frage, ob jede Lebenskrise wirklich pathologisiert werden muss.

Mit Psaichology wollen wir Menschen nicht nur helfen, ihre Persönlichkeit besser zu verstehen, sondern auch ein Wegweiser sein, um schwierige Lebensphasen differenzierter anzugehen. Genau das thematisiert auch der Stern-Artikel, der sich mit der wachsenden Zahl an psychischen Diagnosen und der Frage beschäftigt, wie wir als Gesellschaft mit mentalen Herausforderungen umgehen.

Der Aufstieg psychischer Diagnosen

In den letzten Jahren sei die Zahl der Diagnosen für psychische Störungen stark angestiegen, so die Aussage des Artikels. Viele Menschen würden berichten, dass sie erst im Erwachsenenalter die richtige Diagnose erhielten und endlich verstehen konnten, warum sie sich anders fühlten. Als Beispiel dafür wird u.a. eine junge Frau erwähnt, die im Artikel über ihre ADHS-Diagnose spricht. Ihr Leben sei lange von innerem Chaos und einer ständigen Überforderung geprägt gewesen. Erst durch die Diagnose lernte sie, mit ihrer Hyperaktivität und ihren Konzentrationsschwierigkeiten umzugehen.

Für andere Menschen, die in dem Artikel genannt werden, stelle die Diagnose eine Art Erleichterung dar, da sie den Zustand, den sie oft als persönliches Versagen empfänden, nun besser einordnen könnten. Ein Betroffener schildert, wie er sich nach seiner ADHS-Diagnose weniger allein fühlte und gezielt daran arbeiten konnte, seine Herausforderungen zu bewältigen.

Doch die Frage bliebe: Sollte jede Lebenskrise direkt zu einer Diagnose führen? Psychische Gesundheit sei nicht immer klar zu definieren, und es gäbe viele Grauzonen, in denen nicht sofort eine medizinische Erklärung notwendig sei.




“Sollte jede Lebenskrise direkt zu einer Diagnose führen?”


Das Risiko der Überdiagnostizierung

Ein zentraler Punkt des Stern-Artikels ist die Auseinandersetzung mit der Frage, ob wir als Gesellschaft zu schnell nach medizinischen Erklärungen suchen, wenn es um psychische Herausforderungen geht. Frank Jacobi, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie, warnt davor, dass nicht jeder emotionale Tiefpunkt oder jede Lebenskrise pathologisiert werden sollte. Jacobi ist ein führender Experte auf dem Gebiet der Angststörungen und Depressionen und plädiert für einen differenzierten Umgang mit psychischen Diagnosen. Er betont, dass viele Menschen in Krisenzeiten zunächst eine Phase der Selbstreflexion durchlaufen sollten, bevor sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Manchmal, so Jacobi, reiche es, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, innezuhalten und zu reflektieren, um den Weg aus einer schwierigen Lebensphase zu finden. Dabei können Achtsamkeitstraining, Gesprächstherapien und das bewusste Auseinandersetzen mit dem eigenen Lebensstil helfen. Bei den Aussagen von Jakobi, man solle sich Zeit nehmen und sich bewusst mit sich selbst auseinandersetzen, hat unser Psaichology-Team bei der Lektüre des Artikels ganz besonders zustimmend genickt. 

Denn genau hier kommt auch unser Ansatz bei Psaichology ins Spiel: Mit TTGR möchten wir nicht nur ein Werkzeug schaffen, das Menschen dabei hilft, ihre Persönlichkeit zu verstehen, sondern auch, um gezielt Hilfestellungen zur Selbstreflexion zu bieten. Damit unterstützen wir Menschen darin, zwischen alltäglichen Herausforderungen und tiefergehenden psychischen Belastungen unterscheiden zu können.

ADHS als „Modekrankheit“?

Der Artikel thematisiert auch die zunehmende Diagnose von ADHS bei Erwachsenen, eine Entwicklung, die vor allem in den letzten Jahren zu beobachten ist. Während ADHS lange als eine Störung bei Kindern galt, würden Ärzte und Psychologen heute erkennen, dass viele Erwachsene ebenfalls betroffen seien. Die Symptome äußerten sich oft anders als bei Kindern, was dazu führe, dass viele Betroffene erst spät diagnostiziert werden. Diese Diagnose könne für Erwachsene, die sich jahrelang missverstanden fühlten, eine Befreiung sein.

Doch es gäbe auch kritische Stimmen, die vor einer Überdiagnose warnen. ADHS sei zu einer Art „Modekrankheit“ geworden, die oft als Erklärung für verschiedene Verhaltensweisen dient, die auch durch andere Faktoren verursacht sein könnten. Burnout, Stress und emotionale Erschöpfung seien häufige Begleiter in unserer modernen Arbeitswelt, und nicht jede Form von innerer Unruhe ließe sich auf eine klinische Störung zurückführen. Deshalb plädierten Experten dafür, dass Menschen nicht nur nach einer Diagnose, sondern nach individuellen Wegen suchen sollten, um mit ihren Herausforderungen umzugehen.

Unser Tool TTGR kann hier eine wertvolle Ergänzung bieten, da es den Nutzern hilft, zwischen verschiedenen Lebenssituationen und Herausforderungen zu differenzieren und eine ganzheitlichere Perspektive auf ihr Leben zu gewinnen.




Psychische Gesundheit ist schwer definierbar.

Der gesellschaftliche Druck

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Artikels ist der zunehmende gesellschaftliche Druck, der auf Menschen lastet, immer „funktionieren“ zu müssen. Die digitale Welt, ständige Erreichbarkeit und hohe Anforderungen im Berufsleben führten dazu, dass sich viele Menschen überfordert fühlen. Psychische Erkrankungen gerieten so zu einer „Antwort“ auf diesen Druck. Doch hier zeigt der Artikel klar auf, dass nicht jede Reaktion auf Stress oder Überforderung eine Krankheit sei. Häufig seien es äußere Umstände, die die Psyche belasten, und nicht jeder Mensch benötige eine Diagnose, um mit diesen Situationen umzugehen.

In vielen Fällen könnten präventive Maßnahmen wie Stressbewältigung, eine bessere Work-Life-Balance und bewusste Pausen helfen, das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Eine medizinische Diagnose sollte nicht immer der erste Schritt sein.

Unser Ansatz bei Psaichology zielt darauf ab, Menschen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihre emotionalen und psychischen Belastungen besser zu verstehen und zu managen, bevor sie sich auf eine rein medizinische Diagnose stützen.

Fazit: Ein achtsamer Umgang mit Diagnosen

Der Artikel im Stern zeigt eindrucksvoll, dass es wichtig ist, psychische Gesundheit ernst zu nehmen und Menschen, die sich in schwierigen Lebensphasen befinden, die notwendige Unterstützung zu bieten. Doch gleichzeitig sollten wir vorsichtig damit umgehen, jede Lebenskrise zu pathologisieren. Eine Diagnose kann eine Erleichterung sein, aber sie sollte nicht zur einzigen Erklärung für Schwierigkeiten im Leben werden. Vielmehr geht es darum, das eigene Leben ganzheitlich zu betrachten und nach Wegen zu suchen, die Psyche im Gleichgewicht zu halten – sei es durch Gespräche, Achtsamkeit oder Veränderungen im Lebensstil.

Mit Psaichology möchten wir Menschen auf diesem Weg unterstützen – durch Methoden wie TTGR, die individuelle Lebenssituationen reflektieren und Hilfe bieten, bevor eine medizinische Diagnose überhaupt notwendig wird. Indem wir lernen, besser auf uns selbst zu hören und uns nicht von äußeren Diagnosen leiten lassen, können wir zu einem gesünderen und ausgeglicheneren Leben finden.

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Quelle: Cossham, Lisa Frieda. „Was stimmt bei mir nicht? Unser neues Verhältnis zur Psyche.“ Stern, Ausgabe 42, 10. Oktober 2024, S. 40-50.